Freitag, 30. Dezember 2016

Gelesen im Jahr 2016

Anfang des Jahres nahm ich mir vor, jeden Monat ein Buch zu lesen. Als Kind hätte ich über dieses Pensum gelacht, doch über die Jahre ging die Anzahl der gelesenen Seiten stets bergab. Das ging bis 2015. Wie wenig Bücher es am Ende wirklich waren, weiß ich gar nicht wirklich, aber stets beneidete ich die Blogger, die ellenlange Listen von ihren Lesehighlights des Jahres veröffentlichten. Das wollte ich auch! Daher meine eigene kleine Challenge.
Nach zwei Monaten merkte ich aber schon, dass ich viel zu tief gestapelt hatte! Nach zwei Monaten konnte ich vier Bücher verzeichnen, deswegen änderte ich das Ziel von 12 auf 24 Bücher. Oft wurde es dann aber doch brenzlig, aber die Zeitnot hat mich meist dazu motiviert, mehr Freizeit zum Lesen zu verwenden.

Voller Stolz kann ich nun verkünden, dass ich das Ziel erreichen konnte! Die Literatur, die ich in diesem Jahr gelesen habe, möchte ich dir hier nun vorstellen.



JANUAR
How To Be Good • Ein Flohmarktfund. Katie ist Ärztin, hat einen tollen Mann und zwei Kinder. Aber irgendwie schafft sie es doch, damit nicht glücklich zu werden. Komische, irre Wendungen, verrückte Charaktere und viele kleine Schmunzler. Ein typischer Nick Hornby mit einer eher alltäglichen Geschichte.  Leicht und schnell zu lesen. Angenehme Unterhaltungslektüre.
Pretty Guardian Sailor Moon 11+12 (2) • Seit ich ungefähr sechs Jahre alt war und die Serie im Fernsehen geschaut habe, wollte ich auch den Manga lesen. Da man die Neuauflage von Sailor Moon mittlerweile auch für wenig Geld auf dem Gebrauchtwarenmarkt bekommt, konnte ich die Reihe im Januar endlich beenden.Wunderschöne Zeichnungen und eine Geschichte, die daran erinnert, wie stark die Kraft der Liebe ist! 10 Mangas zählen bei mir übrigens als ein Buch.
Girl On The Train • Ein Weihnachtsgeschenk von meiner Schwester und auf allen Bestsellerlisten. Ich lese eigentlich keine Thriller, doch diesen hier fand ich wirklich spannend (zumal ich selbst lange Zeit Pendlerin war). Es geht nicht nur um den Mordfall, den die Protagonistin aus dem Zugfenster beobachtet, sondern auch darum, wie sie ihre eigenen Probleme löst. Hat mich sehr gefesselt!

FEBRUAR
Magic Cleaning • Im Februar wohnte ich noch in einem 7 Quadratmeter großen Zimmer, was wegen seiner Größe echt schwierig ordentlich und sauber zu halten war. Da kam der (auch zu dem Zeitpunkt schon längst vergangene?!) Trend um die KonMari-Methode und dieses Buch genau richtig. Einige Tips konnte ich gebrauchen, anderes gibt es natürlich zum 10. Mal durchgekaut auch auf jedem besseren Blog zu lesen.
Die Tribute von Panem, Band 3 • Ich weiß, ich war damit spät dran. Aber ich wollte erst den Film sehen und danach das Buch lesen. Fesselnd bis zur letzten Seite! Ich liebe auch das Ende! Von vorn bis hinten packend und sehr gelungen!

MÄRZ
Das Schiff der Abenteuer • Ein Fund aus dem Antiquariatsbereich der Leipziger Buchmesse, ein Kinderbuch aus den 50er Jahren. Eine Gruppe Kinder auf einem Kreuzfahrtschiff findet heraus, dass auf einer griechischen Insel ein Schatz versteckt sein soll und geht auf die Suche. Ich hatte Lust auf ein ganz simples Kinderbuch, stattdessen war ich auf jeder Seite erneut überrascht wegen des anhaltenden Rassismusses gegenüber allem, was nicht westeuropäisch ist oder der Verherrlichung des Mobbings gegenüber einem schüchternen Jungen (der da wirklich als Megaloser dargestellt wird, weil er weint oder überhaupt Gefühle zeigt). Welche Werte wollte Enid Blyton den Kindern denn da bloß vermitteln? Eine Katastrophe! Nur aus der historischen Perspektive interessant.
Kare Kano 1-8 (8) • Ein Manga, der mich durch meine gesamte Jugend begleitet hat und doch offenbar stark meine inneren Werte geprägt hat. Die Geschichte von Miyazawa und Soichiro, die im Laufe der Geschichte erwachsen werden und dabei Mobbing, Freundschaft, Liebe, Reisen und überhaupt alle Abenteuer, die das Erwachsenwerden mit sich bringt. Erlebt. Auch zehn Jahre danach eine meiner Lieblingsgeschichten!

APRIL
Kare Kano 9-21 (13) • ... aus dem Grund habe ich die Reihe begeistert und ununterbrochen direkt durchgelesen. 
Ein ganzes halbes Jahr • Dieses Buch war eine Empfehlung meiner Schwester und meiner Mutter. Es geht um Lou, die als persönliche Pflegehilfe eines Rollstuhlfahrers erfährt, dass das Leben mehr sein kann als, was sie kennt. Auf der einen Seite wollte ich immer wissen, wie die Geschichte weitergeht, auf der anderen fand ich beide Hauptcharaktere absolut unerträglich. Vor allem Lou, die so dermaßen kleingeistig ist und in Will, dem Rollstuhlfahrer, so etwas wie ihren persönlichen Gott findet, der ihr erklärt, wie das Leben funktioniert. Daher: Sehr unentschlossen.

MAI
Das geheime Vermächtnis • Ich gebe es zu: ich LIEBE diese Art von Frauenroman, in dem eine Frau in der heutigen Zeit etwas über ihre Verwandten von damals erfährt und allmählich beide Geschichten ineinander verwoben werden. Genau das passiert hier. Und ich muss sagen: Das ist hier großartig gelungen. Spannend bis zum Ende und auch ein bisschen schockierend.
100 Tage • Pflichtlektüre für die Uni. Das Thema klingt grausam - ist es auch: Der schweizer Entwicklungshelfer David Hohl wird 1990 beruflich nach Ruanda geschickt, wo er als Entwicklungshelfer den Völkermord miterlebt. Es war spannend, den Entwicklungen in Ruanda auf literarische Weise zu folgen und auch die Charakterstudie der Entwicklungshelfer bzw. von David war sehr interessant (faszinierend, wie sie sich ihre eigene Welt schaffen, in der sie ihrer Arbeit Bedeutung zukommen lassen, obwohl alle zu wissen scheinen, dass sie nichts ausrichten können!). Der Hauptcharakter war fürchterlich rassistisch und fürchterlich unsympathisch. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber wenn ich den Protagonisten nicht mag, hat es ein Buch immer schwer.

JUNI
Adressat unbekannt • Definitiv einer der Höhepunkte in diesem Jahr! Ein deutscher Kunsthändler in Amerika zieht mit seiner Familie zurück nach Deutschland, als Hitler die Macht ergreift. Mit seinem jüdischen Geschäftspartner und Freund hält er eine Brieffreundschaft. Was ich so sehr daran liebe ist, wie viel Macht Sprache und Wörtern beigemessen wird!
Stolz und Vorurteil • Shame on me, dass ich diesen wundervollen Klassiker erst jetzt gelesen habe! Der Plot ist simpel: Eine Mutter versucht, ihre Töchter zu verheiraten. Ich verneige mich vor Lizzie Bennetts Klugheit. Wer würde sich nicht in sie verlieben?
Kriegstagebuch Gefreiter Heinrich Vossmeyer • Ein Fund aus dem Regal meiner Eltern. Dieses Tagebuch wurde wirklich während des 2. Weltkriegs als solches geschrieben und ist daher eher ein Zeitdokument als ein Roman. Ich wollte es hier aber trotzdem erwähnen, weil es mich (wahrscheinlich gerade auch deswegen) richtig mitgenommen hat. Es sind teilweise stakkatoartige Tagebucheinträge, die manchmal nicht viel mehr aussagen als "heute nichts los, aber die Sonne scheint". Das macht es so faszinierend und greifbar. Das Tagebuch wurde vom Bruder des Autors herausgegeben. Beide stammen aus meiner Heimatstadt und sogar aus dem gleichen Stadtteil.
Kannst du • Gekauft, weil es von Benjamin Lebert ist, der auch das Jugendbuch "Crazy" geschrieben hat, was das Lieblingsbuch von meinem Exfreund war, der in seinem Leben insgesamt etwa vier Bücher gelesen hat. ich hatte damals einen schlechten Geschmack Es geht um einen jungen Schriftsteller, der plötzlich viel Geld hat, aber keine Inspiration mehr. Während "Crazy" nicht so mein Fall war, war das hier große Liebe, weil die Charaktere so authentisch und greifbar waren.



JULI
Anne • Ich habe es mit 13 zum ersten Mal gelesen und nun, mehr als 10 Jahre danach, erneut. Es spielt im Norwegen der 50er Jahre und es geht um Anne, die mit 13 ihre Familie auf dem einsamen Mövenfjord verlässt, um in der Stadt zur Schule gehen zu können. Sie schlägt sich tapfer ganz allein durch, bis sie es irgendwann dort schafft, sich wirklich angekommen zu fühlen. Ich war erneut fasziniert von der Geschichte. Ich habe gesehen, wie viele Werte aus diesem Buch ich für mein Leben als Jugendliche übernommen habe. Falls es dir mal zwischen die Finger kommt, lies es! Eins meiner absoluten Lieblingsbücher!
Vom Winde verweht • So gerührt von Anne wollte ich direkt weitermachen mit den Büchern aus meiner Jugend, denn Vom Winde verweht ist ein weiteres absolutes Lieblingsbuch.  Doch im Vergleich zu damals fand ich andere Aspekte interessant, am meisten, wie die Menschen mit dem Untergang ihrer geliebten und gewohnten Kultur umgehen. Ich konnte es kaum aus der Hand legen.

AUGUST
Altes Herz geht auf die Reise • Fallada wusste offenbar nicht ganz, wohin er mit der Geschichte wollte, denn für einige Seiten liest sie sich wie ein Kinderbuch, an anderen Stellen wie für Erwachene geschrieben. Ein alter Lehrer bekommt einen Brief von seinem Patenkind Rosemarie, die ihn bittet, sie bei sich aufzunehmen. Die Familie, bei der sie jetzt lebt, behandelt sie eher wie ein Dienstmädchen. Dann gerät die Geschichte ein wenig durcheinander... Durch die ersten Paar Seiten musste ich mich eher quälen, doch dann war ich in die Dorfgemeinschaft aus dem Buch integriert und es war eigentlich ganz amüsant.

SEPTEMBER
Fab Fashion • Ein dickes Buch mit mehr Fotos als Text. Die Geschichte der Beatles wird hier anhand ihrer Kleidung "analysiert". Eine interessante und etwas andere Herangehensweise, die ich gern gelesen und angeschaut habe.
Rhett • Eine autorisierte Fortsetzung von Vom Winde verweht. Kann man mal lesen, reicht aber nicht an das Original heran.

OKTOBER
Fabian. Die Geschichte eines Moralisten • Erich Kästner für Erwachsene: Fabian, studierter Germanist (hello!), verliert seinen Job und findet keine Arbeit (hello, future self). Dafür die große Liebe, die aber widerrum ihre eigenen Probleme hat. Witzig, ironisch und teilweise auch 20er-Jahre-erotisch. Und leider die harte Realität.
Summer Rain (Manga) • Ein kleiner süßer Manga, niedlich, ganz witzig und schnell gelesen. Typisch-dramatische Manga-Liebesgeschichte. Über den Namen "Anders Richter" schmunzel ich heute noch.

NOVEMBER
In His Own Write • Seit so vielen Jahren bin ich ein Fan von den Beatles, doch es dauerte bis 2016, bis ich endlich Lennons erstes Buch lesen sollte. Ich bestellte es auf Englisch und sicher waren einige witzige Zeichnungen dabei. Die Texte konnte ich auch verstehen, aber für den (angeblich enthaltenen) Sprachwitz ist mein Englisch nicht gut genug.
Sterntaler • Und ein weiteres Buch aus der Liste meiner Lieblingslekture aus der Jugend. Die Hauptperson Shireen Delaney schreibt einen Roman und wird berühmt. Sie hat alles, was man sich zum Glücklichsein wünschen könnte, aber sie schafft es doch nicht, glücklich zu werden. Eine interessante Charakterstudie der Hauptperson, die kein Selbstwertgefühl hat. Ich las es mit 14 und habe mich auf jeder Seite wiedererkannt. Creepy. Und als ich jetzt las, wusste ich wieder ganz genau, wie mies ich mich damals gefühlt hatte.

DEZEMBER
Christiane F. Wir Kinder vom Bahnhof Zoo • Die wohl bekannteste heroinabhängige Jugendliche Deutschlands. Und eigentlich geht es auch um nichts anderes als "den nächsten Druck". Sollte Pflichtlektüre in jeder Schule sein (war es bei uns nicht, deswegen habe ich jetzt dieses Amateur-Hörbuch gehört). Ich hab es auf der Arbeit gehört und ich hab mich selten so auf die Arbeit gefreut... Spannend, zum Denken anregend, absolut nachvollziehbare Story. Auch, wenn es eine traurige ist.
Der Einfahrer • Uni-Lektüre. In unserem Seminar über die Archivarbeit las ich eine Erzählung aus diesem Band und verglich sie mit dem Manuskript. Jochen Meier plaudert aus dem Nähkästchen und erzählt von seiner Kindheit im Krieg und seiner Arbeit als Bergmann. Es ist wirklich spannender, als es vielleicht klingt - ich konnte das Buch im Archiv leider nicht ausleihen, wollte aber unbedingt die anderen Erzählungen auch noch lesen und hab es deswegen sogar antiquarisch bestellt. Sehr authentisch und lebendig.
Shinshi Doumei Cross - Allianz der Gentlemen 1-14 (14) • Ich liebe Arina Tanemura und wollte dieser Reihe deswegen eine zweite Chance geben - aber sie konnte mich genau so wie bei der ersten Lektüre nicht überzeugen. Haine hat 1.000 Probleme, geht auf eine teure Privatschule und himmelt den dortigen 'Kaiser' (so eine Art Schülersprecher) an. Bis zum Ende findet man heraus, dass kein Charakter wirklich er selbst ist und stattdessen Doppelgänger oder andere Identitäten hat. Es ist alles fürchterlich wirr. Haine ist so erschreckend schwach und hat kein Selbstwertgefühl, und irgendwie wird das auf eine Weise vermittelt, die mich sehr genervt hat (im Gegensatz zu Sterntaler, wie ich oben schrieb). Alle anderen Reihen von Arina-sensei gefallen mir viel besser..

Damit komme ich auf 26 Bücher im Jahr 2016. Das macht mich schon ein wenig stolz!
Hast du eins der Bücher gelesen und wie denkst du darüber?

Donnerstag, 11. August 2016

Worauf du vor dem Mieten eines WG-Zimmers achten solltest

Rainer Sturm / pixelio
Als ich damals nach Essen gezogen bin, brauchte ich schnell ein günstiges Zimmer, das neue Semester hatte ja schon angefangen und ich wollte nicht mehr 2,5 Stunden hin und auch wieder zurück zum Haus meiner Eltern pendeln. Deswegen zog ich in das erstbeste Zimmer, das mir hier angeboten wurde. Unter den Spätfolgen davon leide ich noch immer! Ich mag gar nicht daran zurückdenken, so sehr graut es mir davor. Vielleicht kannst du von meinen Erfahrungen profitieren. Deswegen habe ich hier aufgeschrieben, wo du bei der Zimmersuche auf keinen Fall Kompromisse eingehen solltest.
Ich wohne mittlerweile in meiner vierten WG, und ich liebe es. Meine Mitbewohnerinnen sind super Menschen, wir haben etwa den gleichen Sinn für Ordnung und Sauberkeit und wir nehmen Rücksicht aufeinander. Außerdem verstehen wir uns gut und kochen hin und wieder zusammen (und neulich haben wir festgestellt, dass wir früher alle gern Nikola geschaut haben - ein neues Donnerstagsabend-Ritual war geboren!). Solch großes Glück muss man erst mal haben. Aber um den ein wenig auf die Sprünge zu helfen, findest du hier die vier Grundpfeiler, auf die man bei der WG-Suche besonderen Wert legen sollte.

1. Der Preis

Für mich als Studentin ist der Preis natürlich das ausschlaggebende Kriterium. Bei einem engen Budget kann man sich die Loftwohnung mit Whirlpool natürlich nicht leisten. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, sich vorher zu informieren. So zahlte ich für mein altes, schreckliches Zimmer in Essen 254 Euro - eigentlich gar nicht so viel, dachte ich. Erst später bemerkte ich, dass Essen an sich kein allzu teures Pflaster zum Wohnen ist und der Preis für die tatsächliche Größe des Zimmers (weniger als 8m²!) einfach viel zu hoch ist. In der Not nahm ich das allerdings in Kauf und noch heute wünschte ich, ich hätte mehr verglichen.

2. Die Mitbewohner

Bei den Mitbewohner-Castings war ich so sehr darauf fokussiert, selbst einen guten Eindruck zu hinterlassen (ich brauchte das Zimmer ja dringend), dass ich vieles an Mensch und Wohnung übersah. Beide zukünftige Mitbewohner machten einen netten Eindruck, und nett waren sie ja auch. Dass sie allerdings gern kochen und das Chaos danach niemals beseitigen, konnte ich nicht ahnen. Ein Blick in den Badezimmerschrank hätte mir allerdings die darin rumliegenden Bartstoppeln offenbart und ich hätte eins und eins zusammenzählen können. Deswegen würde ich mich nun bei jeder Besichtigung kurz auf die Toilette verabschieden und dezent hinter ein Schranktürchen luken. In keinem Fall würde ich wieder irgendwo einziehen, wo es keinen Putzplan gibt und es dementsprechend aussieht.

3. Die Lage

Es ist nicht alles Gold, was glänzt! "2 Minuten zu Fuß zur Uni, 10 Minuten zu Einkaufszentrum und Bars" klingt erstmal ideal für eine Studentin, ist aber eine ziemlich vage Angelegenheit. Denn die Gegend um die Universität muss nicht so studentisch sein, wie du vielleicht erwartet hättest. Hier in Essen ist eben diese Gegend ganz fürchterlich! Ich mache gern nächtliche Spaziergänge, doch dort fühlte ich mich so dermaßen unwohl, dass ich es nach dem ersten Versuch nie wieder gewagt habe. Auch eine Einkaufsmöglichkeit (zumindest ein Kiosk!) ist eine unschätzbar wundervolle Sache, die in der Nähe sein sollte. Jetzt, wo ich gegenüber von einem Supermarkt wohne, bemerke ich wieder, wie toll es ist, nicht extra in die Straßenbahn steigen zu müssen, wenn ich zum Frühstück Brötchen holen möchte. Auch hier lieber mehr als weniger recherchieren, wie es um die Gegend bestellt ist und den Bewertungen der Wohngegenden von den Einheimischen Vertrauen schenken. Wenn schon die Karte bei googlemaps viele dubiose Bars anzeigt, kann man sich denken, welches Klientel nachts die Straßen unsicher macht.

Rainer Sturm / pixelio

4. Das Zimmer

"Ach, dann ist das Zimmer halt klein. Mein 1,40er-Bett wird nicht hineinpassen und der Pello, von dem ich schon so lange träume halt auch nicht. Egal, ich werde eh kaum hier drinnen sein, und ich kann ja auch in der großen Küche abhängen, wenn es mir hier zu eng wird" - so naiv dachte ich damals über das erwähnte winzige Zimmer. Wie falsch ich damit lag! Es war unerträglich, zwischen drei Meter voneinander entfernten Wänden aufzuwachen, die Passanten laufen am Fenster vorbei und können mir beim aufwachen zuschauen (da Erdgeschosswohnung), aus dem Loch in der Wand schauen Kabelenden heraus... Das alles wäre vertretbar gewesen, wenn ich auch mal Freunde in die Küche auf einen Tee hätte einladen können. Aber wenn der Boden dort klebt und die Socken davon geschwärzt sind, direkt auf der Herdplatte Tabak für die Wasserpfeife erhitzt wird (nie werde ich diesen ekligen Geruch vergessen, der nie ganz aus der Küche rausging) und die Tasse auf dem fleckigen Küchentisch kleben bleibt - spätestens dann fährt man so oft wie möglich doch wieder zu Mama und Papa in ihr schönes Zuhause.

Ich dachte vorher, das sind Kompromisse, mit denen ich für eine gewisse Zeit leben kann. Aberes war unmöglich, und dafür musste ich leider die Rechnung in Nerven und Euro bezahlen. Im Nachhinein wünschte ich mir, doch für einen Monat in ein Airbnb-Zimmer investiert zu haben und so noch viel Zeit für die Suche nach einem wirklich schönen Zimmer zu haben (so eins, wie ich es jetzt habe!).

Sei also - egal wie dringend du ein Zimmer brauchst - besser dran als ich. Nimm nicht das nächstbeste, sondern nimm dir die Zeit, eine wirklich tolle WG zu finden - wenn es finanziell irgendwie möglich ist. Denn am wichtigsten ist am Ende: Dass man gern nach Hause kommt!

Donnerstag, 31. März 2016

Wie viel ein Jahr verändert

Vor etwa einem Jahr schrieb ich einen Artikel über die Startschwierigkeiten im Erasmussemester. Gestern fiel er mir nach all der Zeit erneut in die Hände, da jemand an dem Tag zufällig einen Kommentar zum Beitrag über den Fashion Flash hinterließ. Ich wurde neugierig auf das, was ich damals auf dem Blog so trieb und ich sah (nicht, dass es mir nicht schon vorher bewusst gewesen wäre), wie sehr ich mich seit dem verändert hatte. Und es tat gut, zu sehen, dass es so ist. Und gleichzeitig freute ich mich über die wundervollen, positiven Gedanken, die dieser einzige Artikel erneut in mir auslöste: Wie ich mich zurückerinnerte an diese wundervolle Zeit, die mich in meinem Leben so enorm hat wachsen lassen, dass ich es rückblickend fast erschreckend finde.

So ein wundervolles Gefühl!



All die Dinge, die ich in dieser Zeit gelernt habe, sind heute selbstverständlich für mich. Viele davon musste ich allerdings auch revidieren. Auf sehr schmerzhafte Weise musste ich lernen, dass es doch nicht so einfach wie im Erasmussemester ist, Freunde zu finden. Ich bin zum Masterstudium umgezogen, weg von Zuhause, weil ich dachte: "Es ist so einfach, sich einen wundervollen großen Freundeskreis aufzubauen!" Ein halbes Jahr später weinte ich einen Monat lang jeden Tag, weil sich dies als großer Irrtum herausgestellt hat. Ich fühlte mich einsam, war viel allein unterwegs, saß in meinem winzigen acht Quadratmeter großen Zimmer in dieser verdreckten Wohnung mit den rücksichtslosen Mitbewohnern. Auch toll: Der Kündigungsverzicht, den ich aus der Wohnungsnot heraus einfach unterschrieb, um nicht jeden Tag vier Stunden von meinem Elternhaus pendeln zu müssen. Muss ich es wirklich noch die vertraglichen sieben Monate in diesem Drecksloch aushalten? Wie viele Nerven würde ich dabei verlieren? Und das alles nur, weil ich dachte, das Leben ist immer so leicht wie im Erasmussemester in Kroatien. Dass ich mir diese Leichtigkeit aus Zagreb für den Rest der Zeit bewahren könnte.

Ich konnte es nicht, denn spätestens in dem Moment holte mich die Realität wieder ein.



Die Realität, dass das Leben auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Dass man von so weit oben auch sehr tief fallen kann. Ich will damit nicht sagen, ich wäre besser nicht gegangen. Dieser tiefe Fall war ein Lehre für mich, die vermutlich notwendig war. Schmerzhaft, aber unausweichlich.Viel wichtiger ist die Liebe, die ich empfinden durfte und die mir gezeigt hat, dass ich so viel davon geben kann, dass ich eigentlich platzen müsste.

Wobei wir wieder beim wundervollen Gefühl wären!

Ich falle tief, aber ich kann auch wieder aufstehen. Ich kann mir viele Gedanken machen oder auf alles scheißen. Ich kann mir die Meinung anderer zu Herzen nehmen oder das tun, was ich liebe, was richtig für mich ist. Ich kann dafür Geld ausgeben oder viel davon verlieren. Ich kann Gefühle in die richtigen Menschen investieren oder in die falschen. Doch weiß ich vorher nicht, was am Ende dabei rauskommt. Wichtig ist doch nur, dass ich es versuche und meine Lehren daraus ziehe.Damit ich beim nächsten Mal vielleicht etwas klüger bin.

Ist das nicht wundervoll?

Karneval in Rijeka

Ich stelle mir vor, wie ich auf einem Felsen am Strand sitze, die Füße in das mittlerweile sehr kühle Wasser halte, ein sladoled in der H...