Donnerstag, 31. März 2016

Wie viel ein Jahr verändert

Vor etwa einem Jahr schrieb ich einen Artikel über die Startschwierigkeiten im Erasmussemester. Gestern fiel er mir nach all der Zeit erneut in die Hände, da jemand an dem Tag zufällig einen Kommentar zum Beitrag über den Fashion Flash hinterließ. Ich wurde neugierig auf das, was ich damals auf dem Blog so trieb und ich sah (nicht, dass es mir nicht schon vorher bewusst gewesen wäre), wie sehr ich mich seit dem verändert hatte. Und es tat gut, zu sehen, dass es so ist. Und gleichzeitig freute ich mich über die wundervollen, positiven Gedanken, die dieser einzige Artikel erneut in mir auslöste: Wie ich mich zurückerinnerte an diese wundervolle Zeit, die mich in meinem Leben so enorm hat wachsen lassen, dass ich es rückblickend fast erschreckend finde.

So ein wundervolles Gefühl!



All die Dinge, die ich in dieser Zeit gelernt habe, sind heute selbstverständlich für mich. Viele davon musste ich allerdings auch revidieren. Auf sehr schmerzhafte Weise musste ich lernen, dass es doch nicht so einfach wie im Erasmussemester ist, Freunde zu finden. Ich bin zum Masterstudium umgezogen, weg von Zuhause, weil ich dachte: "Es ist so einfach, sich einen wundervollen großen Freundeskreis aufzubauen!" Ein halbes Jahr später weinte ich einen Monat lang jeden Tag, weil sich dies als großer Irrtum herausgestellt hat. Ich fühlte mich einsam, war viel allein unterwegs, saß in meinem winzigen acht Quadratmeter großen Zimmer in dieser verdreckten Wohnung mit den rücksichtslosen Mitbewohnern. Auch toll: Der Kündigungsverzicht, den ich aus der Wohnungsnot heraus einfach unterschrieb, um nicht jeden Tag vier Stunden von meinem Elternhaus pendeln zu müssen. Muss ich es wirklich noch die vertraglichen sieben Monate in diesem Drecksloch aushalten? Wie viele Nerven würde ich dabei verlieren? Und das alles nur, weil ich dachte, das Leben ist immer so leicht wie im Erasmussemester in Kroatien. Dass ich mir diese Leichtigkeit aus Zagreb für den Rest der Zeit bewahren könnte.

Ich konnte es nicht, denn spätestens in dem Moment holte mich die Realität wieder ein.



Die Realität, dass das Leben auch Schwierigkeiten mit sich bringt. Dass man von so weit oben auch sehr tief fallen kann. Ich will damit nicht sagen, ich wäre besser nicht gegangen. Dieser tiefe Fall war ein Lehre für mich, die vermutlich notwendig war. Schmerzhaft, aber unausweichlich.Viel wichtiger ist die Liebe, die ich empfinden durfte und die mir gezeigt hat, dass ich so viel davon geben kann, dass ich eigentlich platzen müsste.

Wobei wir wieder beim wundervollen Gefühl wären!

Ich falle tief, aber ich kann auch wieder aufstehen. Ich kann mir viele Gedanken machen oder auf alles scheißen. Ich kann mir die Meinung anderer zu Herzen nehmen oder das tun, was ich liebe, was richtig für mich ist. Ich kann dafür Geld ausgeben oder viel davon verlieren. Ich kann Gefühle in die richtigen Menschen investieren oder in die falschen. Doch weiß ich vorher nicht, was am Ende dabei rauskommt. Wichtig ist doch nur, dass ich es versuche und meine Lehren daraus ziehe.Damit ich beim nächsten Mal vielleicht etwas klüger bin.

Ist das nicht wundervoll?

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