Donnerstag, 11. August 2016

Worauf du vor dem Mieten eines WG-Zimmers achten solltest

Rainer Sturm / pixelio
Als ich damals nach Essen gezogen bin, brauchte ich schnell ein günstiges Zimmer, das neue Semester hatte ja schon angefangen und ich wollte nicht mehr 2,5 Stunden hin und auch wieder zurück zum Haus meiner Eltern pendeln. Deswegen zog ich in das erstbeste Zimmer, das mir hier angeboten wurde. Unter den Spätfolgen davon leide ich noch immer! Ich mag gar nicht daran zurückdenken, so sehr graut es mir davor. Vielleicht kannst du von meinen Erfahrungen profitieren. Deswegen habe ich hier aufgeschrieben, wo du bei der Zimmersuche auf keinen Fall Kompromisse eingehen solltest.
Ich wohne mittlerweile in meiner vierten WG, und ich liebe es. Meine Mitbewohnerinnen sind super Menschen, wir haben etwa den gleichen Sinn für Ordnung und Sauberkeit und wir nehmen Rücksicht aufeinander. Außerdem verstehen wir uns gut und kochen hin und wieder zusammen (und neulich haben wir festgestellt, dass wir früher alle gern Nikola geschaut haben - ein neues Donnerstagsabend-Ritual war geboren!). Solch großes Glück muss man erst mal haben. Aber um den ein wenig auf die Sprünge zu helfen, findest du hier die vier Grundpfeiler, auf die man bei der WG-Suche besonderen Wert legen sollte.

1. Der Preis

Für mich als Studentin ist der Preis natürlich das ausschlaggebende Kriterium. Bei einem engen Budget kann man sich die Loftwohnung mit Whirlpool natürlich nicht leisten. Hier lohnt es sich auf jeden Fall, sich vorher zu informieren. So zahlte ich für mein altes, schreckliches Zimmer in Essen 254 Euro - eigentlich gar nicht so viel, dachte ich. Erst später bemerkte ich, dass Essen an sich kein allzu teures Pflaster zum Wohnen ist und der Preis für die tatsächliche Größe des Zimmers (weniger als 8m²!) einfach viel zu hoch ist. In der Not nahm ich das allerdings in Kauf und noch heute wünschte ich, ich hätte mehr verglichen.

2. Die Mitbewohner

Bei den Mitbewohner-Castings war ich so sehr darauf fokussiert, selbst einen guten Eindruck zu hinterlassen (ich brauchte das Zimmer ja dringend), dass ich vieles an Mensch und Wohnung übersah. Beide zukünftige Mitbewohner machten einen netten Eindruck, und nett waren sie ja auch. Dass sie allerdings gern kochen und das Chaos danach niemals beseitigen, konnte ich nicht ahnen. Ein Blick in den Badezimmerschrank hätte mir allerdings die darin rumliegenden Bartstoppeln offenbart und ich hätte eins und eins zusammenzählen können. Deswegen würde ich mich nun bei jeder Besichtigung kurz auf die Toilette verabschieden und dezent hinter ein Schranktürchen luken. In keinem Fall würde ich wieder irgendwo einziehen, wo es keinen Putzplan gibt und es dementsprechend aussieht.

3. Die Lage

Es ist nicht alles Gold, was glänzt! "2 Minuten zu Fuß zur Uni, 10 Minuten zu Einkaufszentrum und Bars" klingt erstmal ideal für eine Studentin, ist aber eine ziemlich vage Angelegenheit. Denn die Gegend um die Universität muss nicht so studentisch sein, wie du vielleicht erwartet hättest. Hier in Essen ist eben diese Gegend ganz fürchterlich! Ich mache gern nächtliche Spaziergänge, doch dort fühlte ich mich so dermaßen unwohl, dass ich es nach dem ersten Versuch nie wieder gewagt habe. Auch eine Einkaufsmöglichkeit (zumindest ein Kiosk!) ist eine unschätzbar wundervolle Sache, die in der Nähe sein sollte. Jetzt, wo ich gegenüber von einem Supermarkt wohne, bemerke ich wieder, wie toll es ist, nicht extra in die Straßenbahn steigen zu müssen, wenn ich zum Frühstück Brötchen holen möchte. Auch hier lieber mehr als weniger recherchieren, wie es um die Gegend bestellt ist und den Bewertungen der Wohngegenden von den Einheimischen Vertrauen schenken. Wenn schon die Karte bei googlemaps viele dubiose Bars anzeigt, kann man sich denken, welches Klientel nachts die Straßen unsicher macht.

Rainer Sturm / pixelio

4. Das Zimmer

"Ach, dann ist das Zimmer halt klein. Mein 1,40er-Bett wird nicht hineinpassen und der Pello, von dem ich schon so lange träume halt auch nicht. Egal, ich werde eh kaum hier drinnen sein, und ich kann ja auch in der großen Küche abhängen, wenn es mir hier zu eng wird" - so naiv dachte ich damals über das erwähnte winzige Zimmer. Wie falsch ich damit lag! Es war unerträglich, zwischen drei Meter voneinander entfernten Wänden aufzuwachen, die Passanten laufen am Fenster vorbei und können mir beim aufwachen zuschauen (da Erdgeschosswohnung), aus dem Loch in der Wand schauen Kabelenden heraus... Das alles wäre vertretbar gewesen, wenn ich auch mal Freunde in die Küche auf einen Tee hätte einladen können. Aber wenn der Boden dort klebt und die Socken davon geschwärzt sind, direkt auf der Herdplatte Tabak für die Wasserpfeife erhitzt wird (nie werde ich diesen ekligen Geruch vergessen, der nie ganz aus der Küche rausging) und die Tasse auf dem fleckigen Küchentisch kleben bleibt - spätestens dann fährt man so oft wie möglich doch wieder zu Mama und Papa in ihr schönes Zuhause.

Ich dachte vorher, das sind Kompromisse, mit denen ich für eine gewisse Zeit leben kann. Aberes war unmöglich, und dafür musste ich leider die Rechnung in Nerven und Euro bezahlen. Im Nachhinein wünschte ich mir, doch für einen Monat in ein Airbnb-Zimmer investiert zu haben und so noch viel Zeit für die Suche nach einem wirklich schönen Zimmer zu haben (so eins, wie ich es jetzt habe!).

Sei also - egal wie dringend du ein Zimmer brauchst - besser dran als ich. Nimm nicht das nächstbeste, sondern nimm dir die Zeit, eine wirklich tolle WG zu finden - wenn es finanziell irgendwie möglich ist. Denn am wichtigsten ist am Ende: Dass man gern nach Hause kommt!

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