"So ein
Studentenleben! Nur feiern und chillen", das ist ein gängiges Vorurteil,
welches man leider viel zu oft zu hören bekommt. Ich bin sicher, dass Studieren
nicht nur für mich zeitweilig genau das Gegenteil bedeutet. Während viele über
Klausurenstress klagen, muss ich in meinem Germanistik-Studium eher viele
Hausarbeiten schreiben. So kann es sein, dass man in den Semesterferien zwei
Hausarbeiten und ein Praktikum zu erledigen hat. Und Prokrastinieren ist heutzutage
viel zu leicht, denn bis zur Abgabe hat man - im Gegensatz zum festen
Klausurtermin - ja immer recht viel Zeit.
Eine
Klausurphase bringt viel Stress mit sich, aber auch das tage wochenlage
schreiben von Hausarbeiten kann ziemlich ätzend werden. Um möglichst
organisiert an die Sache rangehen zu können, gehe ich nach diesem Prinzip vor:
1. Eine grobe Themenidee haben
Diese ergibt
sich meistens aus dem Seminar. Bei Literaturthemen wären die folgenden Themen
z.B. die Klassiker: "Die Rolle der Frau im Werk X", "Ein
Vergleich von Goethes X mit Kafkas Y", "Die Bedeutung der
Erzählhaltung im Werk X", und so weiter.
2. Erste Literaturrecherche
Erstmal
nachschauen, ob es zum Thema ausreichend Literatur zu geben scheint. Die besten
Werke direkt mitnehmen, bevor es jemand anderes tut. Das Thema spezifizieren,
eine grobe Gliederung herausarbeiten.
3. Das Thema mit dem Dozent/der Dozentin besprechen
Je
vorbereiteter man ist, umso besser ist der hinterlassene Eindruck. Klar könnt
ihr hier noch keine detaillierte Gliederung vorstellen, aber einen groben Überblick
über sein Thema zu haben macht sich oft bezahlt. Falls das Thema zu grob oder
zu eng gefasst ist, wird euer Betreuer euch dabei helfen, es passend
einzugrenzen (wenn man Glück hat, dreht der Professor das Thema so um, wie
er/sie es gern hätte, und ihr kennt schon mal seine/ihre Vorlieben und wisst,
welchem Aspekt ihr mehr Bedeutung zumessen müsst).
4. Lesen, lesen, lesen!
Beschafft
euch mehr Literatur und lest die interessantesten Werke zuerst. Dabei muss
natürlich nicht jede Seite gelesen werden. Oft reicht querlesen, bis man an die
interessanten Stellen kommt.
Hierbei
kommt der wichtigste Punkt: notiert euch die wichtigen Stellen mit Zitat, Seite
und Ortsangabe! So könnt ihr sie später leichter wiederfinden und wenn ihr die
Zusammenfassung auf euren Computer macht, könnt ihr das Zitat später
einfach aus der Datei kopieren.
Hierbei
sollte sich langsam auch ein genaueres Inhaltsverzeichnis ergeben.
5. Schreiben, schreiben, schreiben!
Da ihr jetzt
so ziemlich alles über euer Thema gelesen habt, macht ihr euch ans schreiben.
Am besten vorher schon die Formatierung einstellen, dann sieht man gleich,
wieviele Seiten man schon hat. Dabei keinesfalls mit der Einleitung anfangen.
Ich finde es am leichtesten, bei einemThema anzufangen, bei dem man von vornherein
weiß, wie es eingegrenzt ist. Einfach mittendrin anfangen zu schreiben! Oft
fühlt man sich zu Beginn unbeholfen und die Sätze klingen komisch. Wenn man
jedoch erstmal drin ist im Schreibfluss, geht alles leichter, und später kann
man ja alles noch mal überarbeiten und eventuell die Zusammenhänge verbinden
oder einleitende Sätze vor die Kapitel schreiben.
Wichtig:
IMMER und JEDES MAL den Urheber eines Zitats oder einer Idee direkt mitangeben.
Damit spart man sich am Ende unzählbar viele Stunden sinnloser Arbeit.
6. Lesen, lesen, lesen!
Ich entdecke
während des Schreibens immer wieder Wissenslücken oder würde meine Thesen gern
belegen. Daher fange ich zwischendrin immer wieder an zu lesen. Falls ihr keine
Lust habt, dafür jedes Mal in die Bibliothek zu fahren, checkt doch mal, ob
eure Uni Lizenzen für deGruyter
hat, falls ja, kann man dort kostenlos ganze (seriöse!) Fachbücher
herunterladen. Manchmal kann man sich auch über googlebooks behelfen (diese
Info habt ihr nicht von mir! ;P).
Abraten
würde ich jedoch eher von allen Texten aus dem grin-Verlag. Eine Dozentin hat
den mal als "unseriös" bezeichnet (ihr wisst schon, die verlegen
Hausarbeiten von anderen Studenten. Für Inspirationen okay, aber als Quelle ungeeignet).
7. Einleitung und Schluss formulieren
Für die
Einleitung braucht man zunächst einen Aufreisser. Da ich für sowas nie gute
Ideen habe, benutze ich meist Zitate zum Thema. Die findet man z.B. bei
den bekannten seriösen Online-Zeitungen oder, wenn man Germanistik studiert,
manchmal auch im Werk selbst, oder auch bei Autoritäten. Das kam bislang immer
ganz gut an.
Beispiele
hierfür wären:
- „Grundvoraussetzung für den Erfolg sei eine ausreichende Motivation" für eine Arbeit über Motivation beim Fremdsprachenlernen, Zitat von Welt-Online
- "Wie lange kannst du Widerstand leisten?" aus Kafkas Schloss bei einer Arbeit über diesen Roman
- "Beim Übersetzen muß man bis ans Unübersetzliche herangehen; alsdann wird man aber erst die fremde Nation und die fremde Sprache gewahr", ein Goethe-Zitat zu einer Arbeit über kulturprobleme bei Übersetzungen
Danach
erklärst du das Zitate ein wenig und sagst, wieso es mit deiner Arbeit
zusammenhängt. Anschließend ratterst du das Inhaltsverzeichnis runter und
sagst, welche Themen wie aufeinander aufbauen.
Für den
Schluss wird die Arbeit nochmal in anderen Worten zusammengefasst und ein
Ausblick gegeben. Was wäre im Zusammenhang mit deinem Thema noch interessant?
Was hättest du noch bearbeiten wollen, was jedoch wegen des Umfangs der
Hausarbeit nicht mehr hineinpasste?
8. Quellenangaben überprüfen und Literaturverzeichnis erstellen
Da wir ja
die ganze Zeit über brav die Verweise auf die Literatur angegeben haben, wird
das ein Klacks sein. Einfach nach Fakultäts-Standards ins Literaturverzeichnis
kopieren und fertig (wie das genau gemacht wird, ist von Uni zu Uni
unterschiedlich). Noch schnell die Eigenständigkeitserklärung auf die letzte
Seite kopieren, ausdrucken, lochen, einheften.
9. Abgeben und Bierchen trinken!
Genieße den
Moment, in dem du das blöde Ding endlich loswirst. Die vielen Stunden waren
nicht umsonst investiert, aber trotzdem ist man heilfroh, wenn man eine
Hausarbeit abgegeben hat. Daher auf jeden Fall das gute Gefühl genießen und
feiern!
Ich hoffe, dieser kleine Guide hilft Studienanfängern beim Schreiben ihrer ersten Hausarbeit, Facharbeit, Seminararbeit, Portfolio... was auch immer. Die Schritte bleiben die gleichen. Und jetzt viel Erfolg!
Welche Tips kennt ihr noch, um eine Hausarbeit möglichst schnell und erfolgreich abgeben zu können?
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