Donnerstag, 20. Juli 2017

Work-Life-Balance: In der Uni mit dem Ungleichgewicht von Prüfungsstress und Semesterferien umgehen (1/3)

Ich studiere Germanistik im Master. An den Unis, an denen ich war, wurde deswegen stets von mir verlangt, dass ich in den Semesterferien wochenlang am Schreibtisch sitze und Hausarbeiten schreibe. Das hat den Vorteil, dass ich mir die Arbeit selbst einteilen kann. Ich kann entscheiden, wann ich eine Woche in den Urlaub fahre oder dass ich mich wegen einer Erkältung einen Tag einfach faul ins Bett lege. Die Nachteile liegen allerdings auch auf der Hand. Andere schwärmen von sechs freien Wochen am Stück, während ich die nächste Nachtschicht einschiebe. Vielleicht liegt es daran, dass ich stets versuche, gründlich zu arbeiten und deswegen manchmal sehr lange an einer Hausarbeit schreibe. Von den acht Wochen Ferien blieben so das ein oder andere Mal null Wochen Freizeit über - vor allem dann, wenn man noch einen Monat Praktikum einschiebt, denn die drei Monate Pflichtpraktikum muss ich in den Ferien erledigen, Regelstudienzeit und Druck vom BaFÖG-Amt sei dank.


So sieht mein Uni-Alltag aus. Da habe ich mir manchmal die ein oder andere Klausur gewünscht, um ein paar Wochen richtigen Urlaub machen zu können, bei dem ich wirklich alles erledigt habe und nicht an die Hausarbeit denken muss, die ich auch noch schreiben soll. So wie in den Sommerferien damals. Die Studierenden aus den klausurschweren Fächern wie BWL, Chemie, Medizin oder Ingenieurswissenschaften werden darüber lachen. Denn ein paar Wochen nichts anderes machen als Lernen ist alles andere als spaßig. Es zerrt an den Nerven, an den Kräften, bei vielen auch an der Gesundheit. Das Sozialleben bleibt links liegen, bei Mama hat man auch seit Wochen nicht angerufen und die Tiefkühlpizzen in der Gefriertruhe werden weniger. Nach den paar stressigen Wochen braucht man definitiv auch ein paar Wochen Erholung.
Eine Kombination aus Hausarbeiten und Klausuren scheint eine ganz gute Lösung zu sein, scheint aber in der Realität nicht zu existieren. Also muss man als Studentin oder Student immer wieder durch das jeweilige Extrem durch. Die richtige Balance im Alltag zu finden, scheint eine Kunst.
Deswegen kommen jetzt 3 Gegensatzpaare, die in genau dieser stressigen Zeit immer wieder gegeneinander abgewogen werden.


1. Fange zeitig an vs. prokrastiniere so lange wie möglich
Warum du zeitig anfangen solltest, muss ich nicht erklären. Plane Sprachzeiten deiner Dozenten sorgfältig im Vorraus, denn in den Semesterferien sind die meisten schwer zu erreichen. Andererseits: Wenn ich zu viel Zeit habe, prokrastiniere ich mehr und das Erledigen meiner Aufgaben dauert im Umkehrschluss wesentlich länger. Deswegen ist es manchmal eben doch gut, die Arbeit so lange aufzuschieben wie möglich nötig.


2. Gib dein Bestes für die bestmögliche Note vs. 80-20-Regel (Paretoprinzip)
Klar streben wir immer alle nach der bestmöglichen Note, egal ob wir eine Hausarbeit schreiben oder uns auf eine Klausur vorbereiten. Ich zumindest kann nicht anders als mein bestes zu geben. Ob dabei dann immer das bestmögliche rauskommt ist eine andere Frage (und auch sehr subjektiv). Der Kopernikus auf dem Foto da würde vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber: Die 80-20-Regel, auch Paretoprinzip genannt, besagt, dass man 80% der Leistung mit 20% des Aufwandes erreichen kann. Für ein entspannteres Leben würde ich mir von mir selbst wünschen, bei manchen Aufgaben mehr nach dem Paretoprinzip zu arbeiten, denn nicht alle Aufgaben bzw. Hausarbeiten finde ich so sinnvoll, dass es sich lohnt, meinen gesamten Ehrgeiz zu investieren.


3. Alles am Anfang erledigen vs. alles in der letzten Woche erledigen
Die Geisteswissenschaftler unter euch werden es kennen: 70% der Dozenten verlangen ein Referat mit Ausarbeitung, 20% ein Essay und die restlichen 10% eine andere kreative Aufgabe, um einen Kurs offiziell als bestanden zu verbuchen. Lache ruhig über mich, aber ich bin eine der Freaks, die sich generell immer für das Referat in der zweiten Uniwoche eintragen. Wenn ich zwei von drei Schreibaufgaben erledigen muss, erledige ich immer die ersten zwei. Die ersten paar Uniwochen arten daher immer in Stress aus. Lieber alles schnell erledigen, als in der letzten Woche alles machen zu müssen. Dabei bleibt der Stress auf diese Weise ja genau der gleiche für mich! Merkwürdig, dass es so schwierig zu sein scheint, alle Aufgaben gleichmäßig auf die Vorlesungszeit zu verteilen. Wäre aber vielleicht eine gute Möglichkeit, die Work-Life-Balance im Studium besser aufrecht zu erhalten.

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