Dienstag, 13. Juni 2017

Diese drei merkwürdigen Dinge sind mir in meinen Erasmussemestern passiert

Dass ein Erasmussemester eine großartige Erfahrung ist, muss ich wohl nicht weiter erwähnen. Das weißt du schon. Man erlebt tolle Dinge, die einem zuhause so nicht passiert wären: man findet internationale Freunde, futtert sich durch die lokale Küche, verbessert seine Sprachkenntnisse, lernt, dass man mit weniger Schlaf auskommt und auch, dass mehr Schlaf trotzdem besser ist. Man verreist, lernt, kocht, isst Kuchen und sonnt sich. Wenn die Sonne sich mal blicken lässt. Und noch so viel mehr und jeder erlebt andere tolle Dinge.

Natürlich ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen (in 90% der Zeit aber schon, wenn man das so will). Manchmal habe ich mich einsam gefühlt. Ich habe meine Freunde vermisst und meine Familie oder die gute Rostbratwurst vom Grill. Ich habe mich von den hiesigen Dozenten unverstanden gefühlt und es wurde nicht entschuldigt, wenn ich den Raum nicht sofort fand und deswegen zu spät war. Ich saß in schäbigen Bars und hatte darauf keine Lust und musste trotzdem bis zum ersten Zug am nächsten Morgen ausharren. Das ist normal und das passiert wohl jedem einmal. Bis heute blicke ich jedoch auf drei skurrile Ereignisse zurück, die während meiner beiden Auslandssemester passierten. Sie verlangen mir noch immer ein Kopfschütteln ab. Here we go:

3. Eine Freundin und ich kauften in Polen am Bahnhof eine Fahrkarte von Malbork zurück nach Danzig-Wrzeszsc. Jedenfalls wollten wir das, aber die Dame am Ticketschalter stellte nur eines bis zum Hauptbahnhof aus, also eine Haltestellte vorher. Das haben wir leider erst im Zug realisiert. Am Hauptbahnhof entschieden wir uns dann, die eine Station weiter zu fahren, denn schließlich wurden unsere Tickets kurz vorher kontrolliert, wir wiegten uns also in Sicherheit. Falsch gedacht! Ein anderer, älterer Kontrolleur kam vorbei, bemerkte, dass unser Ticket nicht bis nach Wrzeszsc galt und schrie uns wütend an. Die ganzen fünf Minuten der restlichen Zugfahrt schrie er und schrie er uns auf Polnisch an. Ich habe nicht alles verstanden, aber er wiederholte oft eine Frage: "Glaubt ihr, dass wir Polen dumm sind? Ein Ticket für eine falsche Station kaufen und dann weiter fahren? Glaubt ihr, dass wir dumm sind? Eine Frechheit ist das!" Meine Freundin und ich wurden immer kleiner. Wir sanken sehr tief in unsere Sitze. Der Kontrolleur hielt einen vorbeigehenden Fahrgast an und sagte zu ihm: "Kannst du das glauben? Die denken, wir Polen sind dumm. Die kaufen einfach eine falsche Fahrkarte!" Wir wurden noch viel kleiner. Am schlimmsten war unsere Unmündigkeit. Wir konnten zwar etwa verstehen, was er sagte, hatten aber keine Chacne, uns zu verteiden, ihn darum zu bitten, damit aufzuhören. Der Kontrolleur da wollte kein Geld von uns, der hatte einfach Spaß daran, uns zu beleidigen. Ich fühlte mich sehr ungerecht behandelt und war danach ein paar Minuten einfach sprachlos.

2. Ich bestellte in einem Einkaugszentrum in Zagreb Chinanudeln bei einem Imbiss. Da der Mensch hinter dem Tresen mein Kroatisch nicht verstand, versucht ich es auf Englisch. Er nahm meine Bestellung an und fragte dann, woher ich denn käme. Ich antwortete wahrheitsgemäß, ich käme aus Deutschland, worauf er "Heil Hitler" zu mir sagte. Ich war einfach sprachlos. Ich erinnere mich daran, dass mir der Unterkiefer tatsächlich herunterklappte. Als ich mich etwas gefangen hatte, wusste ich vor Empörung noch immer nichts zu sagen. "Das sagt man nicht.. das macht man nicht!", stotterte ich unbeholfen. Doch meine Aufklärungsversuche waren umsonst, das interessierte ihn gar nicht mehr. Bis heute bin ich schockiert darüber, dass es solche ungebildeten Menschen auf diesem Planeten gibt.

1. Ich fuhr gegen zehn Uhr abends in Zagreb mit der Tram zu einem Freund. Es war sehr kalt draußen, deswegen zog ich mich dick an. Ich musste bei der Haltestelle Držićeva umsteigen und setzte mich nach ganz vorn in den Wagen. Ein etwas rundlicher Mann setzte sich auf den Stuhl hinter mir. Ich dachte mir nichts dabei und war in Gedanken vertieft. Kurz bevor die Straßenbahn an meiner Haltestelle hielt, schaute ich in das Fenster, weil ich mich darin spiegelte. Ob meine Haare auch noch gut aussehen (natürlich tun sie das!)? Ich sah zwar meine Haare, aber mein Blick fiel auf den Mann hinter mir. Wow, der hat aber ein dickes Bockwürstchen in der Hand. Ein... Bockwürstchen?! Es dauerte ein paar Sekunden, bis ich realisierte, dass dieses Würstchen in seiner Hand keines war, sondern sein Penis. Er hatte den Hosenstall offen, bearbeitete das Ding und sah dabei mein Spiegelbild im Tramfenster an. Ich überlegte kurz, ob ich mich übergeben sollte. Dann sprang ich, so schnell es eben ging, aus der Tram heraus und sah, dass er mir gefolgt war. Geistesgegenwärtig sprang ich noch vor der gerade anfahrenden Tram über die Schienen und rannte, was das Zeug hielt, die Straße hinauf, bis ich bei meinen Freunden angekommen war. Ich war noch nie so froh, eine Tür hinter mir abschließen zu können. 

Politisch unkorrekt und sexuelle Belästigung. Ich bin glimpflich davongekommen und froh darüber, dass mir noch nie etwas wirklich schlimmes passiert ist. Diese drei Geschehnisse erinnern mich trotzdem daran, stets vorsichtig zu sein. Auch, wenn sie sehr unangenehm waren, schmälern sie keinesfalls die wunderbaren Erfahrungen, die ich sonst in meinem Auslandssemster in Kroatien und in Polen gemacht habe. Es waren traurige Einzelfälle! Die positiven Ereignisse überwiegen auf jeden Fall in beiden Semestern deutlich!

Habt ihr auf Reisen schon skurile Erfahrungen gemacht?

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